Faxen ist einfach

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Faxen ist einfach...

Freitag Morgen. Frank betritt die Szene. Er trägt seine Arbeitskleidung. Offensichtlich ist er gerade im Begriff, mit ernsthafter Arbeit zu beginnen.

Das Telefon klingelt.

“Ja?”

“Hallo, Herr Gründel. Hier ist FedEx. Wir haben ein Paket für Sie hier, und wir müßten wissen, was darin ist.”

“Hmmm... Keine Ahnung. Von wem ist es?”

“Ein Herr WenInteressiertDerName.”

“Ah. Ja. Das ist das defekte Apple Newton MessagePad, das ich als Ersatzteilträger in den USA gekauft habe.”

“Das WAS??”

“Das... nun ja. Es ist, sozusagen, eine elektronische Datenbank. Wissen Sie, so etwas, was man benutzt, um seine Adressen, Termine undsoweiter zu verwalten.”

“Ah, ich verstehe. Newton... war das nicht das Ding ohne Tastatur?”

Frank (leicht beeindruckt): “Ja.”

“Unde es ist defekt?”

“Ja, genau. Ich brauche es, um ein anderes Gerät zu reparieren.”

“Könnten Sie uns ein Fax senden, in dem Sie bestätigen, was es ist und das es defekt ist? Wir brauchen das für den Zoll, fürchte ich.”

“Also... im Moment nicht. Ich bin zu Hause und habe bis nächsten Montag keinen Zugang zu einem Faxgerät.”

“Schade. Das bedeutet, daß Sie das Paket drei Tage später bekommen.”

“Ich fürchte, da kann ich nichts machen.”

“Na dann. Auf Wiedersehen.”

“Auf Wiedersehen.”
 
Frank sieht etwas nachdenklich aus. Menschen mit sehr gutem Gehör könnten ihn einige Male zwischen den Zähnen “Kann ich nichts machen” murmeln hören.

Jetzt passiert etwas Gespenstisches. Franks zweite Hälfte trennt sich von Frank. Sie sieht aus wie sein genauer Zwilling, nur irgendwie durchsichtig. Sie dreht sich um neunzig Grad gegen den Uhrzeigersinn, um Frank anzuschauen.

“He! He Du! Da können wir nichts machen?”

Frank, überrascht und etwas ängstlich: “N... nein. Nicht das Geringste.”

“Denk’ nach, Mann! Du hast dieses Faxprogramm auf Deinem Mac, oder?”

“Machst Du Witze? Soweit war ich schon ein paar Mal. Das war dieses Programm, das sich hartnäckig weigerte, mein Modem zu erkennen, nicht wahr?”

“Klar. Aber Du könntest es versuchen, oder? Du würdest das Paket drei Tage fr...”

“Vergiß es. Niemals!”

“Und... was ist mit dem PC? Du hast ein Faxprogramm darauf, oder?”

“Klar. Oh, sicher. Und es erkennt mein Modem ganz prima. Der Nachteil ist, daß es bis heute noch nie ein Fax erfolgreich gesendet hat.”

“Ich weiß. Aber Du könntest es noch einmal versuchen, oder? Immerhin würdest Du das Paket...”

Frank, einem Tobsuchtsanfall nahe: “Halt’ endlich die Klappe! Wir haben keine Zeit für Experimente! Weißt Du, ich kenne Deine Termine nicht, aber was mich angeht, ich habe eine Mauer zu mauern. Möglichst bevor es wieder anfängt zu regnen.”

Franks zweite Hälfte, unterwürfig und sehr kleinlaut: “Aber... Entschuldigung, wenn ich das Thema nochmal anschneide... Du hast ein MessagePad, oder?”

Frank, überrascht: “Moment mal...”

Franks zweite Hälfte, den Gesichtsausdruck von unterwürfig zu eifrig wechselnd: “Und Du hast dieses Modem, nicht wahr? Erinnerst Du dich, dieses Ding, das aussieht wie eine Zigarettenschachtel? Das Du bis heute noch nie benutzt hast?”

Frank, angestrengt nachdenkend, murmelnd: “Wir könnten es ja mal versuchen...”

Frank und seine zweite Hälfte, im Chor murmelnd: “Immerhin, drei Tage sind drei
Tage ..."

Frank öffnet einen Schrank und holt sein MessagePad heraus. Seine zweite Hälfte blickt erwartungsvoll über seine Schulter. Während er ein Bestätigungsfax schreibt, wechselt der Gesichtsausdruck der zweiten Hälfte zu einem Ausdruck höchster Zufriedenheit.

Frank öffnet den Schrank erneut, kramt eine Weile darin herum und holt schließlich triumphierend eine schwarze Box in Zigarettenschachtelgröße heraus. Er bläst den Staub herunter und setzt zwei Batterien ein. Dann verbindet er das Modem mit der Telefondose und dem MessagePad. Er tippt ein paar Mal auf dessen Display.

Das Modem macht klickende und piepsende Geräusche. Frank, zweifelnd und gebannt auf das Display des MessagePads starrend, pfeift leise durch die Zähne. Ein breites Grinsen beginnt sich über seinem Gesicht auszubreiten, fast bis zu den Ohren. Simultan breitet sich ein gleiches Grinsen auf dem Gesicht seiner zweiten Hälfte aus.

Während Frank das MessagePad ausschaltet, zieht seine zweite Hälfte sich in ihn zurück. Ein gedämpftes “Ich hab’s Dir doch gesagt, oder?” ist kaum zu überhören.

Frank, leise singend, zieht einen Maurerhandschuh an. Als er den zweiten Handschuh anzieht, klingelt das Telefon.

“Ja?”

Hier ist nochmal FedEx. Ich wollte nur bestätigen, daß Ihr Fax angekommen ist.”

“Oh. Cool. Danke!”

“Gern geschehen! Wiedersehen!”

“Wiedersehen!”

 Frank, verstohlen über beide Schultern blickend, beginnt das MessagePad zu streicheln. “Gut gemacht, mein Freund...”

Szenenwechsel. Frank ist draußen und mauert voller Elan. Es gießt in Strömen. Nichtsdestoweniger singt er laut und gut gelaunt.

                           "Wie schön, daß man ihn noch gelegentlich trifft:
                           Den Newton, den kleinen, mitsamt seinem Stift.
                           Denn eines, das hasse ich mehr als die Pest:
                           Computerschrott, der nicht mich entscheiden läßt!”

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